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2006/04/13

Der große Tag...


...war gestern endlich gekommen: Fast vier Jahre nach seinem traumatischen Erlebnis traute sich der Rekordmeister wieder ans Millerntor. Das DFB-Pokal-Halbfinale stand an. Ganz so großartig ging es diesmal aber nicht aus. Mit 0:3 musste sich der Weltpokalsiegerbesiger von 2002 dem FC Bayern geschlagen geben. Und trotzdem wurde es ein denkwürdiger Abend. Denn es war viel enger, als man denken könnte...

Schon vor dem Spiel galt rund um das Heiligengeistfeld quasi Ausnahmezustand. Zwar konnten kaum mehr Zuschauer als im Ligabetrieb dem Spiel beiwohnen. Alle übrigen Hamburger schien es aber trotzdem auf Dom, Kiez und umliegende Kneipen zu ziehen - den Eindruck jedenfalls konnte man angesichts der Menschenmassen bekommen. Im Stadion wurden dann schon eine Stunde vor dem Anpfiff alle schlimmen Erwartungen widerlegt: Trotz zahlreicher Ebay-Kunden - die Stimmung war gewaltig. Mit einem Enthusiasmus, den ich bisher noch nicht erleben durfte, wurden die Teams auf dem Rasen begrüßt. Fast das ganze Gesangsrepertoire wurde schonmal durchgeprobt, sogar Wechselgesänge lange vor Spielbeginn - kaum zu fassen nach den zuletzt immer leiseren Ligapartien. Zum Intro gab es dann trotz USP-Choreo-Absage ein schönes Bild: Während auf Haupt- und Nordtribüne eine schicke Zettel-Choreo durchgezogen wurde, brannte die Gegengerade in leuchtend buntem Wunderkerzenschein. Die Bayern-Seite beließ es bei einigen großen Schwenkfahnen, was auch nicht schlecht aussah. Überhaupt war von den Münchenern des öfteren was zu hören, auch wenn offenbar nur ein Teil des Blocks wirklich in Bewegung kam. Insgesamt aber ein netter Gäste-Auftritt, auch wenn es da schon deutlich besseres gab.... Zum Anpfiff kochte die Stimmung dann beinahe über, kaum ein Teil des Stadions blieb beim Support außen vor - Gänsehaut pur! Das änderte sich erst nach dem ziemlich überraschenden 0:1 durch Owen Hargreaves in der 15. Minute. Zwar hatten die Bayern das Spiel bis dahin klar im Griff, trotzdem riss der Flatterball nicht nur den unglücklichen Hollerieth aus den Träumen sondern auch das Publikum. Der hatte gesessen. jeder wusste: Jetzt wirds ganz schwer. Entsprechend brauchten auch der St.Pauli-Anhang eine Weile, um wieder auf eine gewisse Lautstärke zu kommen.

Zur zweiten Hälfte zeigte USP eine kleine Protest-Choreo gegen Präsident Littmann, der zuletzt wieder verstärkt für Unmut gesorgt hat (was unter anderem die ursprünglichen Choreo-Pläne verhinderte.) mit Transpi und "Bye, bye Corny"-Händen, angelehnt an dessen geplante Werbe-Choreographie. Vorher in der Pause aber nochmal Pokalritus: "You'll never walk alone" für die Mannschaft, die es danach wieder einmal zu schätzen wusste: Bis zur Schlussphase spielte jetzt nur noch die Bergmann-Elf. Um jeden Ball fightete das Team wie um den letzten Strohhalm. So hätte es viel öfter laufen müssen in der Liga. Letztlich rettete nur Olli Kahn seine Millionärskollegen noch vor dem Ausgleich, nachdem er seinen Spaß mit der Nordkurve hatte ("Olli, wink doch mal!"). Gleich mehrmals konnte er im letzten Moment die "Pranken" an den Ball bekommen. So blieb es letztlich Claudio Pizarro vergönnt, kurz vor Schluss noch zweimal einzunetzen - der endgültige K.O. für den FC St. Pauli. Trotzdem hatte sich die Mannschaft den Applaus am Ende mächtig verdient. Wer nur die Minuten nach dem Abfiff zu sehen bekam, hätte denken können: Hier hat der Gastgeber gewonnen... Nach dem Aufstieg ist nun auch der Pokal flöten - trotz allem schon jetzt eine unvergessliche Saison!

Hier noch zwei Videos, die diesmal etwas kurz geraten sind: