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2005/10/16

Schöne Aussichten...

...gab's gestern für die rund 4.500 mitgereisten St.Pauli-Fans in Kiel nur selten. Am Ende einer vierstündigen Irrfahrt durch die norddeutsche Tiefebene mussten diese im Stadion ein echtes Trauerspiel ihrer Elf miterleben. Sofern sie es denn sehen konnten. Aber ganz von vorne:

Kaum war man früh morgens gut gelaunt und mit Bier beladen im Zug angekommen, verkündete eine freundliche Stimme, dass die Fahrt wegen eines Selbstmörders schon im nahgelegegen Elmshorn enden würde. Dort presste sich die braun-weiße Masse dann nach und nach in die spärlich bereitsgestellten Linienbusse. Bevor ich jetzt das andauernde Hin- und Her zwischen verschiedenen Bussen, Zügen und Provinzbahngleisen näher erläutere, will ich lieber gleich zur Sache kommen. Nichtsdestotrotz aber mal an dieser Stelle einen lieben Gruß an den einzig kompetenten Bahnspezialisten aus dem beschaulichen Örtchen Wrist, der uns sogar noch mit Süßigkeiten beschenkte! Immerhin gab es im letzten Bus, der uns dann tatsächlich ohne weitere Sinnlos-Stops in Pusenmuckel bis nach Kiel fuhr, zu hören, dass das ganze Spiel um eine halbe Stunde verschoben wurde. Ohnehin konnte auch dieses Theater der guten Stimmung unter allen Beteiligten kaum einen Abbruch tun. Und viele neue Leute lernt man auch immer kennen.

So schaffte es unser Trupp tatsächlich noch vor Anpfiff beim Holstein-Stadion anzukommen. Dort erwartete die Fans leider schon hinter der Tribüne das totale Chaos. Für die vielen Spätankommer gab es kaum eine Chance auf die Tribüne zu kommen. So geschah es denn auch, dass die erste Spielszene, die ich zu sehen bekam, schon das 3:0 für Holstein Kiel brachte. Wahrlich ein toller Auftakt in ein Fußballspiel. Kurze Zeit später gab es nach einem Hollerieth-Fehler dann sogar das 4:0 - die Sache war gelaufen, gespielt waren gerade 32 Minuten... Entsprechend ebbte die zunächst gute Stimmung unter dem Hamburger Anhang auch schnell ab. Vom USP gab es das gewohnte Standard-Programm relativ leise und unmotiviert. Ansonsten konnte von Support keine Rede sein. Danach wurde die Stimmung eher aggressiver, mehr als ein paar Zaunrütteleien gabs von der Ultra-Seite aber auch nicht.

Die übrigen 9.000 Zuschauer dagegen waren natürlich bester Stimmung. Zu hören war von unserem Standpunkt aus allerdings ganz wenig. Entweder die Akustik lässt völlig zu wünschen übrig, oder die Kieler Fangerade brachte einfach garnichts zustande. Support war dagegen immer mal wieder von der Haupttribüne zu hören, die immerhin ein paar simple "Holstein Kiel"-Rufe fabrizierte. Ansonsten alles sehr traurig ruhig.

Die zweite Spielhälfte begann dann schwungvoll aus St.Pauli-Sicht: Meggle besorgte schon schnell den Anschlusstreffer. Und auch danach gaben die Kiz-Kicker nochmal Gas. Die starken "Störche" konnten sich allerdings jetzt weitgehend mit der Defensive beschäftigen und hatten wenig Mühe, ihre Gäse in Schach zu halten. Am Ende ebbte auch das Hamburger Aufbäumen immer weiter ab, so dass eine gelb-rote Karte für Kiels Molata zehn Minuten vor Schluss das letzte wirklich erwähenswerte Geschehniss wurde. Für ein wenig Aufmunterung unter den Gästen sorgte immerhin noch die Nachricht von der 2:6-Pleite des Tabellenführers aus Lübeck. Während Kiel damit erstmals Tabellenführer ist, darf sich der rumhreiche FC St.Pauli jetzt erstmal vom Aufstiegsrennen verabschieden. Ob das Spiel dem schon vorher umstrittenen Trainer Bergmann letztlich den Kopf gekostet hat, wird sich in der nächsten Woche zeigen.

Die Rückfahrt gestaltete sich letztlich überraschend locker. Auch ohne Eile gab es reichlich Sitzplätze, dazu ein kühles Bierchen aus dem Supermarkt und eine zügige Fahrt ohne Suizid-Blockaden jeglicher Art. Zu alledem sorgten die Zwischenstände aus der Bundesliga für gute Laune. Immerhin hätte man es ja den Abend noch mit der Anhängerschaft des HSV zutun. Letzterer musste gegen Wolfsburg nämlich seine erste Saisonniederlage verschmerzen. Irgendwelche Zusammenstöße auf dem Hauptbahnhof sind mir allerdings nicht mehr zu Ohren gekommen. Was bleibt also zu bemerken? Letztlich kann es für die nächste Zeit nur besser werden. Und sollte ich mich jemals vor einen Zug schmeißen, dann sicherlich nicht an einem Fußballsamstag. Sowas sadistisches!

Hier übrigens noch ein kleines Stimmungsvideo vom Spielbeginn!

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Kurzer Hint: Die Zaunruetteleien kamen ganz gewiss nicht von Ultraseite. ;) Ich fuehlte mich vielmehr ans Millerntor der 80ger versetzt, so viele Kutten hatte man schon seit Jahren nicht mehr am Zaun ruetteln sehen, hehe.

Dienstag, 29 November, 2005

 

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